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Anja Schneider und Cristina Plett über ihre Jury-Arbeit beim Tag der Clubkultur: „Wer gehört dazu, wer nicht?”

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Zum Tag der Clubkultur wurden herausragende Berliner Clubs und Kollektive ausgezeichnet. Im Gespräch mit Alexis Waltz und Katharina Pittack berichten zwei Berliner Nachtleben-Koryphäen, wie sie als Teil der Jurys für die Clubs (Anja Schneider) und Kollektive (Cristina Plett) gearbeitet haben.

Anja Schneider und Cristina Plett sind nicht wegzudenkende Instanzen im Berliner Nachtleben. Schneider ist seit den Neunzigern DJ, Produzentin und Labelmacherin und Verfechterin eines minmalen House-Sounds mit Pop-Anmutung. Plett hat sich als empathisch-kritische Beobachterin des Berliner Nachtlebens in diversen Medien und ihrem eigenen Instagram-Kanal und nicht zuletzt als Redakteurin der GROOVE einen Namen gemacht.

GROOVE: Wie sah eure Arbeit als Jury aus, wie war der Ablauf?

Anja Schneider: Ziemlich stressig. Bei der Zusage habe ich mir noch nicht vorstellen können, wie viel Arbeit es ist, alle Bewerbungen und Event-Konzepte durchzulesen. Ich dachte, ich kenne ja alle Clubs, das wird voll easy. Ich kannte vielleicht aber fünf von 50. Also habe ich alles nochmal gegengecheckt und mir die Instagram-Profile angeschaut. Das war sehr zeitaufwendig. Aber ich muss auch sagen: In meiner Jury waren alle top vorbereitet.

Wie viele Bewerbungen hattet ihr insgesamt?

Anja Schneider: Bei mir waren es über 50 Bewerbungen.

Cristina Plett: Wir hatten bei den Kollektiven 180 Bewerbungen.

Wie sah es bei dir aus, Cristina? Du bist in Berlin geboren und kennst das Berliner Nachleben gut.

Cristina Plett: Bei mir war es genau so: Ich kannte zehn oder 15 der Kollektive, wusste so ungefähr, was sie machen, und war vielleicht bei sechs davon schon mal auf einer Party. Ich fand es ziemlich schwer, aber hatte schon erwartet, dass ich nicht alle kennen werde. Es gibt einfach so viele Nischen, Szenen und Musik, die privat nicht unbedingt mein Fall sind, die ich aber trotzdem interessant finde.

Anja Schneider: Es ging ja auch darum, mit der Auswahl etwas Gutes zu tun. Zu entscheiden, wen man höher bewertet, wer besser ist, fiel schwer. Ich war allen gegenüber positiv gestimmt. Es ist super, dass sich so viele beworben haben. In der Jury ging es allen ähnlich: Wir fanden es cool, dass so viele mitmachen und sich als Club positionieren beziehungsweise ihren Club noch weiter ausbauen wollen.

Cristina Plett (Foto: Katja Ruge)
Cristina Plett (Foto: Katja Ruge)

Unterstützt man eher die, die gerade neu sind, weil sie es schwer haben, oder die, die schon lange dabei sind und einen gewissen Impact haben? Wie seid ihr da vorgegangen? Woran habt ihr gemerkt, wer Potenzial hat?

Cristina Plett: Bei Kollektiven gibt es ohnehin wenige, die das schon sehr lange machen. Ich hatte den Eindruck, die meisten wurden kurz vor oder direkt nach der Pandemie gegründet. Es gibt auch eine eigene Kategorie für Newcomer. Für mich war dabei vor allem relevant, wie aktiv sie jetzt sind und wie gut organisiert sie sind – damit man nicht denkt, dass sie bald wieder aufhören.

Was für Kategorien gab es bei dem Auswahlverfahren?

Anja Schneider: Es gab Programming, Kuration, Raumdesign und Design.

Cristina Plett: Wir mussten alle in die Kategorien einsortieren. Ich hätte wahrscheinlich alle ausschließlich nach Programmgestaltung und Kuration eingeordnet, zusätzlich gab es noch Nachhaltigkeit, Diversität, Community und Newcomer, die natürlich auch ihre Berechtigung haben.

Anja Schneider: Es war wirklich schwierig mit den Kategorien, auch weil sie sich sehr ähnlich sind. Letztlich musste man abwägen, wer in den meisten Kategorien überzeugt.

Gab es etwas, das besonders herausgestochen ist? Was hat euch besonders interessiert?

Cristina Plett: Am Anfang dachte ich ähnlich wie Anja und war sehr wohlwollend – super, dass die überhaupt etwas machen. Dennoch stechen manche mehr heraus als andere. Bei manchen fragte man sich auch: Warum bewerben die sich überhaupt hier?

Wieso?

Cristina Plett: Weil sie nicht wirklich unter Clubkultur fallen oder nicht unbedingt Kollektive sind. Das war dann auch eine interessante Frage. Was gehört zur Clubkultur und wie weit fassen wir das?

Wie sehen grenzwertige Bewerbungen aus?

Anja Schneider: Wir hatten auch Bewerbungen aus Kunst, Theater oder Literatur, also (Sub-)Kultur, die nichts mit Musik zu tun hat. Es gibt viele Fragen, die nicht leicht zu beantworten sind: Wie bewertet man es, dass Clubs schon lange dabei sind, aber noch nie einen Preis bekommen haben? Und wie sieht es mit Clubs aus, die zwar eine Geschichte haben, aber ein wenig den Anschluss verpasst haben? Die haben wir natürlich trotzdem berücksichtigt.

Anja Schneider (Foto: Sven Marquardt)

Was macht einen guten oder wertvollen Club aus?

Anja Schneider: Ein guter Club braucht eine gute Größe, ein gutes Soundsystem – und er muss ein Safe Space sein.

Was ist eine gute Größe für dich?

Anja Schneider: Wir hatten auch kleine Orte mit einer kleinen Anlage, bei denen ich mir nicht sicher war, ob man die als Club bezeichnen kann. Aber man hat die Ambitionen der Leute gesehen, die vielleicht Geld für eine bessere Anlage oder ein besseres Sound-Setup brauchen, das muss man richtig einschätzen. Trotzdem ist ein großer Club mit Strahlkraft auch wichtig. Auch wenn Tourist:innen oft negativ wahrgenommen werden: Solche Clubs bringen Geld in die Stadt und bieten etwas, was man woanders vielleicht nicht findet. Die Größe kann dabei variieren, sie reicht von 200 Leuten bis in den Tausenderbereich. Es gibt natürlich auch Legenden wie das SO36, die gehören nach wie vor zu Berlin, haben eine eigene Anziehung und sind auch heute noch Teil der Clublandschaft – auch wenn sie mit dem aktuellen Programm nicht unbedingt auf unserem Radar waren.

War es für euch schwierig, abseits der eigenen musikalischen Präferenzen zu entscheiden?

Cristina Plett: Es war schon schwierig, besonders als ich die Bewerbungen alleine durchgeguckt habe. Aber als wir dann alle zusammensaßen, hatte ich das Gefühl, dass sich die verschiedenen Expertisen der fünf Jurymitglieder gut ergänzt haben.

Anja Schneider: Bei einer Entscheidung habe ich mich bewusst herausgehalten, da ging es um das Ohm, wo ich selbst monatlich eine Party veranstalte. Auch Tabea Burk hat sich an dem Punkt rausgehalten, sie arbeitet dort.

Gab es Diskussionen bei der Abstimmung oder wart ihr euch schnell einig?

Anja Schneider: Wir waren uns total schnell einig. 

Cristina Plett: Es hat lange gedauert, aber im Eindruck waren wir uns einig. Wanda Gaimes war eine große Hilfe, weil sie viel über queere Partys wusste, bei denen wir uns nicht auskannten. Carmen Herold kannte sich gut mit nischigeren Musikgenres aus. Asia James brachte ihre Erfahrung als Türsteherin ein und konnte andere Partyreihen einordnen, und ich selbst kannte eher die Partys mit Musik-Fokus. Dimitri Hegemann stellte durch seine jahrzehntelange Erfahrung nochmal andere Fragen, das fand ich echt spannend.

Anja Schneider: Bei uns war es ähnlich. Sasha Perera war wirklich in jedem Club und kannte sie alle – das war sehr hilfreich. Alle waren mit großen Ernst dabei. Alle waren top vorbereitet, anders als ich es vielleicht erwartet hatte.

Ein Club ist etwas Handfestes durch den eigenen Raum, ein Kollektiv ist dagegen flüchtig. Wie würdest du für dich ein Kollektiv definieren und was macht diese soziale Form spannend, Cristina?

Cristina Plett: Ich glaube, die Definition war relativ einfach, solange es nicht nur ein oder zwei Personen sind, was manchmal vorkam und was wir hinterfragt haben. Es ist schön, wenn die Organisationsstrukturen deutlich werden, idealerweise nicht hierarchisch, das ist aber nicht nicht zwingend. Dieses klassische Bild aus linken Kontexten, dass alles im Plenum und basisdemokratisch entschieden wird, ist keine Bedingung.

Cristina Plett (Foto: Katja Ruge)
Cristina Plett (Foto: Katja Ruge)

Wie sieht das bei dir mit den Clubs aus, Anja?

Anja Schneider: Das war bei uns schon schwierig, weil sich die Clubkultur stark verändert hat. Früher ging man in den Club, weil man wusste: Hier bin ich safe, treffe Freunde, bekomme gute Musik und vielleicht auch etwas Neues vermittelt – der Club kümmert sich um mich. Heute ist das kaum noch so, ein Club funktioniert ohne Kollektive oder Promoter nicht mehr. Trotzdem braucht es die Menschen, die die Räume schaffen, damit Kollektive sie bespielen und Subkultur stattfinden lassen können. Es ist wichtig, dass diese Räume in Berlin erhalten bleiben, dass Menschen sie finden und nutzen können. Deshalb sind Förderungen gerade extrem wichtig, da der Betrieb von Clubs oft kaum noch finanzierbar ist.

Wie sieht das typische Kollektiv aus?

Cristina Plett: Ein Kollektiv ist einfach eine Gruppe von Leuten, die merken, dass sie gemeinsam etwas machen wollen – das reicht eigentlich. Ein Kollektiv muss nicht unbedingt eine Rechtsform wie ein Verein haben, auch wenn das schön ist, weil es zeigt, dass es langfristig angelegt und gut und organisiert ist. Aber zwingend ist das nicht.

Früher gab es Clubs, die durchaus als Geschäft betrieben wurden, mit Leidenschaft und Idealismus, aber eben auch mit einem klaren Interesse, Geld zu verdienen. Heute fragt man sich, ob das in Zeiten hoher Mieten und hoher Energiekosten, enormer Abgaben und Steuern, des Fachkräftemangels und anderer Probleme überhaupt noch profitabel möglich ist.

Anja Schneider: Ich kann mir keine Person vorstellen, die heute noch aus geschäftlichen Gründen einen Club betreibt, außer man besitzt ihn. Die Zeiten sind vorbei. Räume zu finden, anzumieten, gegebenenfalls eine Zwischennutzung zu organisieren und sich mit Senat und Ämtern auseinanderzusetzen, ist ein riesiger Brocken, den man stemmen muss. Die Clubcommission kann hier helfen, gerade jungen Betreiber:innen, die kleine Räume für marginalisierte Gruppen gefunden haben – etwa kleine Bars mit Soundsystem.

Das klassische Modell eines Techno-Clubs, der seine gesamte Identität auf elektronische Musik ausrichtet, Tresor oder Berghain etwa, funktioniert heute fast nur noch in Berlin. Viele Clubs setzen auf Mischkonzepte, von Konzerten über Firmenfeiern bis zu Faschingspartys, um wirtschaftlich zu bestehen. Wie seht ihr diese Entwicklung?

Anja Schneider: Viele machen heute auch Branded-Events, und das war ein Punkt, den wir hinterfragt haben: Tut das der Subkultur gut oder nicht? Gleichzeitig ist es für viele Clubs überlebenswichtig, insofern darf man das nicht verurteilen.

Eine weitere Spannung ist die zwischen Clubs und Kollektiven. Sie stehen zum Teil im Konflikt: Früher bestimmten Clubs ihr Programm größtenteils selbst, Labels organisierten einzelne Reihen, Kollektive waren die Ausnahme. Heute laufen in einem Club wie dem RSO fast nur noch Partys von Kollektiven. Warum hat sich das so entwickelt? Warum brauchen Clubs Kollektive, warum geben sie ihr Programm ab und wie funktioniert diese Dynamik?

Cristina Plett: Kollektive haben einfach ein stärkeres Profil. Weil sie weniger Veranstaltungen machen, können sie sich ein spezielles Profil leisten und dieses auch über Social Media kommunizieren.

Warum kann ein Club das nicht in dieser Form?

Cristina Plett: Wenn das Programm zu nischig ist, würde es wahrscheinlich nicht von Donnerstag bis Samstag laufen. Für Kollektive ist das einfacher: Sie verfügen über kollektive personelle Ressourcen, können mehr Arbeit in eine einzelne Veranstaltung stecken, mehr Promotion machen. Die Clubs freuen sich, wenn das übernommen wird und die Kollektive ihre Crowd mitbringen. So erreichen sie auch nochmal andere Leute.

Anja Schneider: Als Club hast du eine enorme Verantwortung und aktuell sehr viel Arbeit: Mietverträge, logistische Organisation, Behördengänge und so weiter. Wenn dann jemand kommt, der ein eigenes Following hat, ist das hilfreich, weil man besser kalkulieren kann. Nach der Pandemie gibt es nicht mehr so viele Leute, die in Clubs arbeiten. Deshalb ist es für alle Clubs eine angenehme Situation, wenn Kollektive helfen, gerade weil Clubs ohnehin so viel zu stemmen haben und ständig neue Hürden überwinden müssen.

Anja Schneider (Foto: Sven Marquardt)

Ist das im Grunde eine produktive Arbeitsteilung und nicht so, dass den Clubs dabei etwas weggenommen wird?

Anja Schneider: Auf gar keinen Fall. Das hat sich schon um 2000 herum angedeutet: Die ersten Label-Nächte brachten ihre Crowd mit, der Kollektiv-Gedanke funktionierte wunderbar. Warum also nicht da weitermachen? Nach der Pandemie hat sich das mit den Label-Nächten etwas verflüchtigt, stattdessen setzen die Clubs nun stärker auf Kollektive. Sie sind mittlerweile wichtiger.

Cristina Plett: Außerdem sind Clubs heute viel dezentraler. Früher konnte man einfach mal vorbeigehen, schauen, was los ist. Wenn es einem nicht gefiel, konnte man weiterziehen. Heute muss man oft gezielt irgendwo hinfahren, was die Dynamik verändert.

Anja Schneider: Wenn du heute ins RSO gehst, bleibst du im RSO, genauso im Sisyphos. Früher war alles viel einfacher zu erreichen.

Bis zur Pandemie hatten Clubs die stärkere Position, weil sie den Raum besaßen, während Kollektive vor allem ihre Marke hatten. Clubs können aus vielen Kollektiven auswählen, ein Kollektiv braucht einen Club. Was ist also das Endgame eines Kollektivs wie Herrensauna – gerade im Vergleich zu DJs ähnlicher Reichweite, die deutlich mehr pro Gig verdienen?

Cristina Plett: Das, was Herrensauna schon macht: Eine weltweite Brand werden, die überall Partys macht. Oder das nicht-finanzielle Endgame: Einen Ort zu haben oder eine Community von Menschen, die man irgendwann in einem anderen Veranstaltungsformat manifestiert. Wenn DJs des Kollektivs ihren eigenen Sound haben, wird damit quasi die ganze Gruppe mitgepusht. Ich habe auch schon gehört, dass manche ihr Kollektiv nur gründen, um selbst als DJ bekannt zu werden.

Anja Schneider: Für junge DJs ist das natürlich total interessant: Bei Herrensauna kann man für 500 Euro in Paris spielen, sammelt aber dafür Erfahrung und reist. Dabei steht oft nicht der finanzielle Aspekt im Vordergrund, sondern der Community-Gedanke: „Hey, wir können das auch woanders.” Das stärkt die Zugehörigkeit und die Brand; man wäre dumm, das nicht zu machen. Für viele DJs ist es im Moment auch gar nicht so interessant, außerhalb ihres Kollektivs zu spielen. Vielleicht würden sie da auch gar nicht funktionieren. Es ist immer ein Risiko.

Cristina Plett: Das Kollektiv Khisdapaze hat sich zwar nicht beworben. Die Gruppe hat aber bisher ein erfolgreiches Festival veranstaltet, jetzt übernimmt sie den Tegel-Space. Ich glaube, das zeigt, dass solche Kollektive immer nachhaltiger arbeiten.

Cristina Plett (Foto: Katja Ruge)
Cristina Plett (Foto: Katja Ruge)

Sie machen zum Beispiel auch einen Weihnachtsmarkt. Hätte man 2018 ein starkes Elektronik-Festival gemacht und später einen Club und dann denselben Raum für einen Weihnachtsmarkt genutzt, wäre das eher seltsam gewesen. Wie sieht das jetzt aus?

Anja Schneider: Das gibt es im Club-Bereich auch: Club-Veranstalter, die in einem kleinen Underground-Club mal ein Ballett aufführen oder ähnliches. Es ist immer interessant, wenn etwas Neues passiert, solange es im subkulturellen Umfeld bleibt. Der Weihnachtsmarkt ist ja nicht das  klassische Format, er wird in ihrem Stil umgesetzt. Warum also nicht? Wenn dabei Musik gespielt wird, finde ich das total okay.

Wie sieht es generell wirtschaftlich aus: Ist das Verhältnis zwischen Clubs und veranstaltenden Kollektiven fair? Oder zieht eine Seite die andere über den Tisch?

Anja Schneider: Ein Club mit monatlicher Miete und Betreiberlizenz trägt natürlich ein größeres wirtschaftliches Risiko.

Es ist ja durchaus debatable. Der Club sagt: „Ich habe meinen Mietvertrag, meine 60 Mitarbeitenden.” Das Kollektiv sagt: „Ich liefere die Inhalte, pflege die Community, poste täglich auf Instagram und kümmere mich um sämtliche Details meines Events.” Wie gelingt es, das Verhältnis zwischen Club und Kollektiv gerecht zu gestalten?

Anja Schneider: Vielleicht profitieren am Ende beide davon, und dann ist es doch wieder gerecht.

Cristina Plett: Ich würde nicht sagen, dass die Kollektive mehr Macht haben. Es gibt nur eine Handvoll Kollektive, HEISSS etwa, die wirklich die Hütte füllen. Die Club-Mieten sind gestiegen, und gerade als neues Kollektiv ist es schwierig, einen Raum zu finden, den man bezahlen kann. Ein Club hat ja immer noch ein Image. Bei den Bewerbungen hat man gesehen, dass die meisten Kollektive keinen festen Stammort hatten – das zeigt schon, dass das nicht einfach ist.

Ist es in einem Club wie dem Ohm eine Herausforderung für ein Kollektiv, noch Geld zu verdienen, wenn es Gagen, Reisekosten, Verpflegung und die Miete abdecken muss?

Cristina Plettt: Außerdem ist im Ohm der Eintrittspreis gedeckelt, der Gast darf nicht mehr als 15 Euro bezahlen.

Anja Schneider: Ich selbst bin auch Veranstalterin im Ohm, ich würde niemals mehr nehmen. Aber verdienen kannst du da nichts. Ich denke aber nicht, dass ein großes Kollektiv wie Herrensauna oder Multisex dort eine Party veranstalten würde. Die wollen damit natürlich Geld verdienen.

Cristina Plett: Bei großen Veranstaltungen, mit langer Schlange, viel Publikum und Eintrittspreisen von 30 Euro Eintritt pro Person kommt durchaus einiges zusammen.

Anja Schneider (Foto: Sven Marquardt)

Zuletzt: Was würdet ihr euch wünschen, dass die Gewinner mit dem Preisgeld machen? Welchen Mehrwert sollte das bringen?

Anja Schneider: Ich würde mir wünschen, dass das Geld in den Club und die soziale Struktur fließt, auch in Mitarbeitende und Ausstattung. Viele haben zum Beispiel noch Soundproofing-Probleme.

Cristina Plett: Sie können natürlich machen, was sie wollen, und es soll ja nicht die zukünftige Arbeit ehren, sondern das, was sie bislang gemacht haben. Aber ich würde mir wünschen, dass das Preisgeld irgendwie für das Kollektiv genutzt wird, im Sinne der Kollektiv-Arbeit.

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